IoT – Das Ding mit dem Internet
Eine Weihnachtsgeschichte
Koblenz, 19. Dezember 2025. Freitag. Das geschäftliche Treffen ist vorüber und Michael Meier freut sich auf seinen Weihnachtsurlaub. Noch 100 Kilometer bis zu seinem (IoT-)Haus im Süden von Köln. Er steigt in seinen brandneuen Tesla mit minimiertem Explosionsrisiko und fährt via A48 auf die A61 auf: Highway to Köln!
Als Michael auf die A48 aufgefahren ist, wurde sein Auto registriert. Beim Verlassen geschieht diese Erfassung erneut. Für die kurze Strecke auf der A48 bezahlt sein Fahrzeug nun völlig automatisch die fällige Maut (in die Privatschatulle von Herrn Scheuer). (Das hier soll keinesfalls ein dystopisches Szenario darstellen. Lesen Sie bitte einfach hoffnungsfroh weiter.)
Zum Einsatz könnte hier beispielsweise IOTA kommen, ein Kommunikationsprotokoll und gleichzeitig Zahlungsmittel zwischen elektronischen Geräten und Maschinen. Blitzschnell und gebührenfrei.
Es ist – überraschenderweise – wenig Verkehr und lediglich acht Baustellen warten auf Michael. Eine lange Baustelle befindet sich allerdings zwischen Bonn und Wesseling, also nur wenige Kilometer vor Michaels Zuhause. Dort kam vor 5 Minuten ein hoffnungslos überladener LKW aus einem westlichen Nachbarland bei schneeglatter Straße ins Schlingern. Die 0,2 Millimeter Profiltiefe boten leider nicht den ausreichenden Grip, um den Koloss auf der Straße zu halten. Er kippte um und versperrt jetzt den Weg ins traute Heim.
Schwarmintelligenz – Nur z’samme simma stark
Glücklicherweise – für Michael – stehen schon einige Fahrzeuge vor dem umgekippten LKW und warten auf Räumung und Weiterfahrt. Anstatt dass die herbeigerufene Polizei eine Verkehrswarnung an die umliegenden Radiosender verfassen muss, melden die Fahrzeuge der Wartenden via 5G-Mobilfunk den Crash. Michael bzw. sein pseudo-klimaneutrales Vehikel wissen somit bereits unmittelbar danach Bescheid und können ihre Route ändern und den Stau umfahren.
Das Auto schlägt ihm statt der üblichen A555 weiterhin den Verbleib auf der A61 vor. Danach via der A553 an Brühl vorbei zu seinem Zielort. Michael ist erleichtert, dem Schicksal ein Schnäppchen geschlagen zu haben. Er freut sich auf ein kühles Bierchen bei kuscheligen 25 Grad, sobald er nach Hause kommt.
Sein Tesla ist mit der Zentralsteuerung seines Wohnhauses verbunden. Michael reguliert bequem über Sprachkommandos die Temperatur seines Wohnzimmers. Ebenso überprüft er den Inhalt seines smarten Kühlschranks. Bier ist noch ausreichend vorhanden. Gut gekühlt bei 5 Grad. Ein Umweg über das Godorfer Gewerbegebiet ist nicht notwendig. Na, dann: Wohl bekomm’s und schönen Urlaub, Michael!
Smarte Geräte – Selber Denken unerwünscht
Michael hat soeben einige smarte Geräte benutzt. Sein Auto, die elektronische Mauterfassung und zuletzt sein Eigenheim. All diese Geräte sind mit verschiedensten Sensoren ausgestattet und wissen ganz genau, was gerade in ihnen vor sich geht. Der Kühlschrank kennt seinen Inhalt, das Haus seine aktuelle Temperatur oder den aktuellen Status von Fenster und Türen: Offen, geschlossen, gekippt, und so weiter. Natürlich lassen sich auch Werte wie die Wunschtemperatur festlegen.
Dabei spielt es keine Rolle, ob der Eigentümer vor Ort oder unterwegs ist. Alle Geräte sind über das Internet miteinander verbunden und können untereinander kommunizieren: Das Internet der Dinge. Auf Englisch: Internet of Things oder kurz IoT.
Haben Sie solche Internet-Dinge zu Hause? Nein? Ganz sicher? Wie steht es um Ihren Fernseher, über den Sie Youtube oder Netflix streamen? Oder um eine Fitnessuhr, die Ihnen regelmäßig die eigene Faulheit und den Verbrauch von Kartoffelchips vorhält? Und nicht zu vergessen der Klassiker: „Alexa, wie heißt eigentlich Thomas Gottschalk mit Vornamen?“
1984 – Kontrolle leicht gemacht
Vermutlich jeder kennt sicherlich den literarischen Klassiker 1984 von George Orwell. Darin wird eine dystopische Gesellschaft beschrieben, in der Überwachung, Kontrolle und Manipulation gängige Praxis sind. Machen wir uns nichts vor: Es gibt sicherlich schönere Lebensformen als die totale Kontrolle des eigenen Tuns und Seins.
Genau wie Smartphones haben IoT-Geräte in der Regel viele Sensoren, die Temperatur, geographische Lage, Bewegungsrichtung und viele weitere Dinge problemlos registrieren können. Die Aufzeichnung von Bild und Ton über Kamera und Mikrofon gehören selbstverständlich ebenso dazu.
Jeder Mensch sollte daher immer für sich abwägen, ob ihm die eigene Bequemlichkeit oder die völlige Transparenz seiner Person wichtiger sind. Ich habe da so einen Verdacht … Die Gefahren von Internet of Things sollten keinesfalls ignoriert werden. Die Geräte besitzen wegen ihrer häufig kompakten und ressourcensparenden Eigenheiten einige Schwachstellen, die Angreifer aktiv zur Übernahme des IoT-Geräts ausnutzen können.
Und haben sie erst einmal ein Gerät übernommen, werden sie schon bald das weitere Netzwerk samt Inhalt ins Auge fassen … fest versprochen!